Erfinder des Strandkorbes
Franz Schaft
Eine Postkarte, geschrieben 1863, zeigt links am Rand den ersten geschützten Strandstuhl von Johann Schaft gefertigt
Johann Schaft hat den ersten Strandstuhl 1861 als Sitzgelegenheit aus Weidengeflecht hergestellt. Somit kann er den Titel des Erfinders in Deutschland für sich in Anspruch nehmen.
Sein Sohn, Franz Schaft (1868-1959) entwickelte diesen ersten Sitzkorb zu dem heute noch bekannten Zweisitzer und klappbaren Liegestrandkorb, so können wir einen Beitrag in der Ostsee-Zeitung von 1959 "Aus der Heimatgeschichte" lesen: Die große Erfindung eines Kröpeliners Verfasser: Klaus Jaster, oder in der Wochenpost Nr. 33 von 1970 Verfasser: Horst Prignitz. Herr Wilhelm Bartelmann, dem diese Erfindung fälschlicher Weise zugeschrieben wird, betrieb damals in Warnemünde ein Handelsgeschäft für Kurzwaren, Geschenkartikeln und Souvenirs.
Franz Schaft war der Erfinder des heute noch gebräuchlichen Zweisitzers und klappbaren Liegestrandkorbs. Er entwickelte den von seinem Vater, Johann Schaft, erdachten Strandstuhls weiter. Nachzulesen in der Chronik der Familie Schaft.
Familie Schaft am Hinterhaus in der Kröpeliner Bützower Straße 57
Aus dem Tagebuch
Am 23.09.1837 wurde Johann Adolf Schaft in Aue/Sachsen geboren. In ärmlichen Verhältnissen einer Tagelöhnerfamilie von Valentin Schaft und Anne geborene Heller waren seine Aussichten auf eine bessere Ausbildung sehr gering, und so wurde er Schachtarbeiter. Mit dreiundzwanzig Jahren lernte er die Korbmacherfamilie Etzdorf in Waldau kennen. Hier erlernte er bei Johann Gottlob Etzdorf die Fertigkeit des Flechtens von Körben mit den unterschiedlichsten Materialien. Als Schachtarbeiter war das Einkommen trotz einer schweren Arbeit sehr gering. So versuchte Johann Adolf durch ein Nebeneinkommen mit Körben seinen Verdienst etwas aufzubessern. Bei seinen Besuchen der Familie Etzdorf lernte er dort die vier Jahre jüngere Emilie Pauline kennen (geb. am 20.04.1841). Mit 27 Jahren entschloss sich Johann am 11.12.1864 Emilie zu heiraten. Sie lebten zusammen in Haardorf. Am 22.09.1868 wurde ihr Sohn Franz, Julius geboren. In den folgenden Jahren litt Emilie, an Gicht, rheumatischen Erkrankungen und Asthma. Ein bekannter Arzt aus Rostock, ein Schüler von Prof. Dr. Samuel Gottlieb Vogel, empfahl Emilie eine Kur im Klima der Ostseeküste in Heiligendamm. Die Familien Etzdorf und Schaft trugen die Mittel zusammen, um Emilie eine Kur zu ermöglichen. Heiligendamm kam aus finanziellen Gründen nicht in Frage. So entschloss man sich für den kleinen Ort Graal an der Ostseeküste in der Nähe von Rostock. Einige Jahre musste die Familie Strapazen der Reise auf sich nehmen, mit Postkutschen und Pferdewagen. In Graal fanden Johann und Emilie eine Unterkunft bei dem Müller, dort wurden sie viele Jahre beherbergt. Emilie verbrachte die meisten Tage ihres Aufenthalts an dem schönen Sandstrand. Doch der ständige Wind schien ihr Leiden noch zu verschlimmern.
Johann versuchte mit einfachen Mitteln einen Windschutz zu basteln. So wurde ein alter Küchenstuhl an den Strand gebracht, die Lehne mit einem Tuch behängt, aber zufrieden stellend war das noch nicht. Bis Johann in einer schlaflosen Nacht der Einfall kam: Einen umgekehrten Kartoffelkorb, mit der Öffnung nach unten, ohne Henkel, als Sitzgelegenheit zu verwenden. Im Halbkreis starke Weiden (Staken) in den Korbboden gesteckt, dicht ausgeflochten, nach oben wie eine Muschel geformt, müsste einen sicheren Stand und Schutz ergeben. Diese geniale Idee wurde von der Müllerin unterstützt. Sie brachte auf der Innenseite ein Leinentuch an, welches den kühlen Wind besser abhielt. Mit dem Sitzkorb und einem Kissen ausgerüstet überraschte Johann seine Frau am Strand. Fortan sprachen die Fischer und Dorfbewohner von der eigentümlichen Frau mit ihrem Schneckenhaus.
Drei Jahre später, 1878, kam eine Frau Bartelmann zur Müllerfamilie und hörte hier von dem eigenartigen Sitzmöbel der Familie Schaft. Sie bestellte, zwei dieser Körbe bei Johann Schaft und stellte sie 1880 zur Vermietung an den Strand von Graal. Ihr Mann Wilhelm Bartelmann belächelte das Vorhaben seiner Frau. Als sie mit der Korbvermietung Erfolg hatte, ließ er von Johann, wenn er mit seiner Frau in Graal weilte, noch einen von den Sitzkörben anfertigen und vermietete erstmals 1881 in Warnemünde einen Strandstuhl an eine Frau Arnim, den Johann Schaft schon mit einem festeren Unterbau anfertigte, indem er Rohrstützen einbaute.
Franz Schaft war schon als Kind im Bergbau tätig, erlernte aber den Beruf eines Korbmachers. 1885, mit 17 Jahren ging er auf die Wanderschaft. In Dömitz arbeitete er bei dem Korbmacher Eckert. Zu den Kürassieren wurde Franz nicht eingezogen, weil er zu klein war. 1886 ging er nach Rostock und arbeitete dort auf Empfehlung seines Vaters bei der Firma Bartelmann. Hier arbeitete er weiter an der Erfindung seines Vaters. Da der Sitzkorb unbequem war, hat er sich mit der Entwicklung des Zweisitzers und des klappbaren Liegestrandkorbes befasst. Dazu ließ ihn der Korbmacher Zwirnmann in einer kleinen Werkstatt auf seinem Hof arbeiten. Die Idee, diesen Strandkorb drehbar auf einem Unterbrett zu gestalten, ließ er bald wieder fallen. Stattdessen bastelte Franz daran, herausziehbare Fußstützen, kleine klappbare Seitentischchen, und Armlehnen anzubringen. Zu dieser Zeit wurde die Grundstabilität mit Import-Rohr hergestellt. 1906 erhielt Franz Schaft nach einer Prüfung und der Vorstellung des neuen Strandkorbes den Meisterbrief, damit durfte Herr Bartelmann sein Geschäft Korbmacher nennen. Schnell sprach sich seine Erfindung bei den Rostocker Korbmachern Falk, Lehberger herum. Als Franz seinen Zweisitzer Liegekorb bei Herrn Wilhelm Bartelmann fertigte, fand der die Erfindung so genial, und stellte auch den Korbmacher Max Zwirnmann ein. So konnte er das 1883 in Warnemünde am Leuchtturm als „Galanterie- und Luxuswarenhandlung“ eröffnete Geschäft auch als Korbmacherei betreiben. Die beiden Korbmacher Schaft und Zwirnmann nahmen als Mitglieder des Holzarbeiterverbandes an der 1.Mai Demonstration 1907 in Rostock teil. Daraufhin wurden sie von Herrn Wilhelm Bartelmann fristlos entlassen.
Die Kröpeliner Korbmacherfirma Lawrenz mit teilweise einhundert Beschäftigten stellte Franz als Meister ein. Ihm unterstanden 30 Männer und Frauen, die er in der Herstellung des Strandkorbes unterweisen musste. Die Fabrik Lawrenz lieferte die Strandkörbe in alle deutschen Ostseebäder und exportierte den begehrten Artikel nach Dänemark und Holland. Die Firma Lawrenz gibt es nicht mehr. 1906 kaufte Franz Schaft mit seiner Frau Rosalie ein kleines Haus in der Kröpeliner Bützower Straße 57 und betrieb hier später seine selbständige Korbmacherwerkstatt.
Link bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Korbfabrik_Berthold_Lawrenz
Sturmballons aus Weidengeflecht für die deutsche Ostseeküste
Johannes (Hans) Schaft beim Flechten eines Sturmballons für die DLRG
Weidenschälen: Hans Schaft an der Schältrommel Die Kinder helfen beim Nachputzen
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